Dienstag, 21. Oktober 2014

Wie die Uni uns Steine in den Weg legt

Der Semesterstart. Eine absolute Katastrophe. Vorausgegangen: der Kampf mit dem Stundenplan. Jetzt hat man endlich alles so arrangiert, dass es passt. Mehr oder weniger zumindest. Man hat die Vorlesungen, Übungen und Seminare so in der Woche untergebracht, dass sich nichts überschneidet, dass man so viel wie möglich machen kann und man hat sich für alles brav angemeldet.
Dann, am Wochenende, bevor es losgehen soll, erfährt man, ob man in den Seminaren, die man kunstvoll in seinen Stundenplan geflochten hat, auch einen Platz bekommen hat. Angeblich gibt es ja so ein paar Glücksschweinchen, bei denen das tatsächlich immer gelingt. Ich gehöre leider nicht dazu. Ich habe beispielsweise dieses Semester kein Seminar in Grundschulpädagogik bekommen. Die Studiengangskoordinatorin hat bereits vor Bekanntgabe der Zuteilungen vorsorglich an alle Studierenden eine Mail verschickt, dass wir zunächst über die Restplatzvergabe versuchen sollen, noch einen Platz zu ergattern und erst, wenn diese abgelaufen ist und wir noch immer keinen Platz haben, sollten wir sie anschreiben, um uns einen Platz zuteilen zu lassen. Ich versuche also mein Glück über die Restplatzvergabe. Zunächst bin ich guten Mutes, immerhin gibt es tatsächlich sechs verschiedene Seminare, die zeitlich für mich passen würden. In irgendeinem davon werde ich doch wohl einen Platz bekommen. Aber Pustekuchen. Ich versuche es am Samstag insgesamt sechs Mal in jedem der sechs Seminare. Am Sonntag fast stündlich. Immer erhalte ich dieselbe entmutigende Meldung „Alle Plätze sind belegt.“ Die Restplatzvergabe läuft noch bis Mittwoch. Warum denn eigentlich so lange? Bis dahin haben alle Seminare begonnen. Wenn ich also, wie von der Studiengangskoordinatorin verlangt, bis nach Ablauf der Restplatzvergabe warte, verpasse ich auf jeden Fall die erste Sitzung. Die, in der die Referatsthemen vergeben werden. Das heißt, ich werde dann nicht nur einem Seminar zugeteilt, in das ich gar nicht wollte, sondern bekomme dort auch noch das übrig gebliebene Referatsthema, das sonst auch keiner wollte. Trotz des „Verbots“ schreibe ich also (nach wiederholten vergeblichen Versuchen über die Restplatzvergabe am Montag) die Koordinatorin an, ich schildere ihr das Problem und bitte sie, mich schon vor Ablauf der Frist in ein Seminar einzuteilen, damit ich dann in diesem Seminar wenigstens die erste Sitzung wahrnehmen kann. Als Antwort erhalte ich die vielversprechende Aussage „Ich werde Ihren Wunsch berücksichtigen.“ Taten folgen diesem Versprechen jedoch keine. 
Als die Restplatzvergabe vorbei ist, schreibe ich noch eine Mail, dass ich bedauerlicherweise keinen Platz mehr bekommen konnte (es fällt mir zugegebenermaßen schwer, mir meinen Sarkasmus zu verkneifen und den höflichen Ton zu wahren) und nun um eine Zuteilung bitte. Am Donnerstag wird mir ein Platz zugeteilt. Für ein Seminar, das am Mittwoch begonnen hatte.

Eine Mitstudentin von mir hat es noch übler erwischt. Auch sie hat keinen Platz bekommen, wurde aber über die Restplatzvergabe in einem anderen Seminar zugeteilt. Dafür muss sie nun allerdings quer durch die Stadt fahren, in die Uniklasse am Kieferngarten. Als sie dort ankommt, verwunderte Blicke des Dozenten: Dass sie hier noch einen Platz bekommen hat, müsse ein Irrtum sein, das Seminar habe schon in den Semesterferien begonnen, er könne sie leider nicht mehr aufnehmen.
Auch sie wendet sich vorzeitig an die Studiengangskoordinatorin. Als Antwort bekommt sie den Tipp, sie möge doch bitte versuchen, mit einer Kommilitonin zu tauschen, bevor sie um eine neue Zuteilung bittet. Wie man jedoch ein Seminar tauscht, in dem man selbst keinen Platz hat, bleibt unklar.

Zwei Tage vor Semesterstart bekommen wir Lehramtsstudenten mit Biologie im Hauptfach noch eine weitere „erfreuliche“ Mail. Diesmal aus dem Biologie-Department: Falls wir vorhätten, unser 1. Staatsexamen nach dem 7. Semester zu machen, so müssten wir die Vorlesung in Mikrobiologie auf das 5. Semester (das in zwei Tagen beginnt) vorziehen. Zu der Vorlesung gehört nämlich auch eine Übung und die wiederum finde nur in den Semesterferien nach dem Wintersemester statt und das würden wir dann zeitlich nicht mehr rechtzeitig vor der Anmeldung zum Staatsexamen schaffen.
Wie bitte, was? Und warum, meine lieben Damen und Herren der Biologie, schreibt ihr diese Veranstaltung dann in den Studienplan vom 7. Semester? Wenn es doch de facto nicht im 7. Semester zu realisieren ist? Und warum, meine lieben Damen und Herren der Biologie, erfahren wir von diesem Umstand erst zwei Tage vor Semesterstart, wenn unser Stundenplan fertig ist und alle Anmeldefristen beendet sind? Denn natürlich überschneidet sich die Mikrobiologie-Vorlesung mit anderen Veranstaltungen, die ich bereits belegt habe!

Und dann GWS... Insgesamt 9 ECTS sind zu erwerben. Von diesen 9 ECTS müssen 6 ECTS aus 5.1 sein und die restlichen 3 ECTS aus 5.2. In 5.2 gibt es aber überhaupt nur vier Veranstaltungen. Und diese vier passen natürlich überhaupt gar nicht in meinen Stundenplan. Dafür könnte ich die aus 5.1 gut unterbringen. Darf ich aber nicht. Warum nicht? Wer entscheidet, was 5.1 und was 5.2 ist? Die Einteilung erscheint mir vollkommen willkürlich. Erklären kann es mir auch keiner. Warum darf ich nicht alle in 5.1 machen? Hauptsache ist doch, dass ich meine 9 ECTS erworben habe (Und es ist ja sowieso nicht so, als ob ich irgendetwas davon überhaupt jemals in meinem späteren Beruf noch einmal brauchen würde...).

Auf Facebook beschwert sich eine wütende Studentin: „Von wegen Elite-Uni! Die LMU wirbt mit Vorteilen und Auswahlmöglichkeiten für die Studierenden – dass ich nicht lache! Die sollten lieber mal dafür sorgen, dass genug Seminarplätze zur Verfügung stehen.“
In meiner ersten Vorlesung sinkt abgehetzt eine Studentin neben mir auf den Sitz: „Diese erste Woche im Semester macht mich immer völlig fertig. Ich habe das Gefühl, als würde uns die Uni nur Steine in den Weg legen.“

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