Der Semesterstart. Eine absolute
Katastrophe. Vorausgegangen: der Kampf mit dem Stundenplan. Jetzt hat
man endlich alles so arrangiert, dass es passt. Mehr oder weniger
zumindest. Man hat die Vorlesungen, Übungen und Seminare so in
der Woche untergebracht, dass sich nichts überschneidet, dass man so
viel wie möglich machen kann und man hat sich für alles
brav angemeldet.
Dann, am Wochenende, bevor es losgehen
soll, erfährt man, ob man in den Seminaren, die man kunstvoll in
seinen Stundenplan geflochten hat, auch einen Platz bekommen hat.
Angeblich gibt es ja so ein paar Glücksschweinchen, bei denen
das tatsächlich immer gelingt. Ich gehöre leider nicht
dazu. Ich habe beispielsweise dieses Semester kein Seminar in
Grundschulpädagogik bekommen. Die Studiengangskoordinatorin hat
bereits vor Bekanntgabe der Zuteilungen vorsorglich an alle
Studierenden eine Mail verschickt, dass wir zunächst über
die Restplatzvergabe versuchen sollen, noch einen Platz zu ergattern
und erst, wenn diese abgelaufen ist und wir noch immer keinen Platz
haben, sollten wir sie anschreiben, um uns einen Platz zuteilen zu
lassen. Ich versuche also mein Glück über die
Restplatzvergabe. Zunächst bin ich guten Mutes, immerhin gibt es
tatsächlich sechs verschiedene Seminare, die zeitlich für
mich passen würden. In irgendeinem davon werde ich doch wohl
einen Platz bekommen. Aber Pustekuchen. Ich versuche es am Samstag
insgesamt sechs Mal in jedem der sechs Seminare. Am Sonntag fast
stündlich. Immer erhalte ich dieselbe entmutigende Meldung „Alle
Plätze sind belegt.“ Die Restplatzvergabe läuft noch bis
Mittwoch. Warum denn eigentlich so lange? Bis dahin haben alle
Seminare begonnen. Wenn ich also, wie von der
Studiengangskoordinatorin verlangt, bis nach Ablauf der
Restplatzvergabe warte, verpasse ich auf jeden Fall die erste Sitzung.
Die, in der die Referatsthemen vergeben werden. Das heißt, ich
werde dann nicht nur einem Seminar zugeteilt, in das ich gar nicht
wollte, sondern bekomme dort auch noch das übrig gebliebene
Referatsthema, das sonst auch keiner wollte. Trotz des „Verbots“
schreibe ich also (nach wiederholten vergeblichen Versuchen über
die Restplatzvergabe am Montag) die Koordinatorin an, ich schildere
ihr das Problem und bitte sie, mich schon vor Ablauf der Frist in ein
Seminar einzuteilen, damit ich dann in diesem Seminar wenigstens die
erste Sitzung wahrnehmen kann. Als Antwort erhalte ich die
vielversprechende Aussage „Ich werde Ihren Wunsch berücksichtigen.“
Taten folgen diesem Versprechen jedoch keine.
Als die
Restplatzvergabe vorbei ist, schreibe ich noch eine Mail, dass ich
bedauerlicherweise keinen Platz mehr bekommen konnte (es fällt
mir zugegebenermaßen schwer, mir meinen Sarkasmus zu verkneifen
und den höflichen Ton zu wahren) und nun um eine Zuteilung
bitte. Am Donnerstag wird mir ein Platz zugeteilt. Für ein
Seminar, das am Mittwoch begonnen hatte.
Eine Mitstudentin von mir hat es noch
übler erwischt. Auch sie hat keinen Platz bekommen, wurde aber
über die Restplatzvergabe in einem anderen Seminar zugeteilt.
Dafür muss sie nun allerdings quer durch die Stadt fahren, in
die Uniklasse am Kieferngarten. Als sie dort ankommt, verwunderte
Blicke des Dozenten: Dass sie hier noch einen Platz bekommen hat,
müsse ein Irrtum sein, das Seminar habe schon in den
Semesterferien begonnen, er könne sie leider nicht mehr
aufnehmen.
Auch sie wendet sich vorzeitig an die
Studiengangskoordinatorin. Als Antwort bekommt sie den Tipp, sie möge
doch bitte versuchen, mit einer Kommilitonin zu tauschen, bevor sie
um eine neue Zuteilung bittet. Wie man jedoch ein Seminar tauscht, in
dem man selbst keinen Platz hat, bleibt unklar.
Zwei Tage vor Semesterstart bekommen
wir Lehramtsstudenten mit Biologie im Hauptfach noch eine weitere
„erfreuliche“ Mail. Diesmal aus dem Biologie-Department: Falls
wir vorhätten, unser 1. Staatsexamen nach dem 7. Semester zu
machen, so müssten wir die Vorlesung in Mikrobiologie auf das 5.
Semester (das in zwei Tagen beginnt) vorziehen. Zu der Vorlesung
gehört nämlich auch eine Übung und die wiederum finde
nur in den Semesterferien nach dem Wintersemester statt und das
würden wir dann zeitlich nicht mehr rechtzeitig vor der
Anmeldung zum Staatsexamen schaffen.
Wie bitte, was? Und warum, meine lieben
Damen und Herren der Biologie, schreibt ihr diese Veranstaltung dann
in den Studienplan vom 7. Semester? Wenn es doch de facto nicht im 7.
Semester zu realisieren ist? Und warum, meine lieben Damen und Herren
der Biologie, erfahren wir von diesem Umstand erst zwei Tage vor
Semesterstart, wenn unser Stundenplan fertig ist und alle
Anmeldefristen beendet sind? Denn natürlich überschneidet
sich die Mikrobiologie-Vorlesung mit anderen Veranstaltungen, die ich
bereits belegt habe!
Und dann GWS... Insgesamt 9 ECTS sind
zu erwerben. Von diesen 9 ECTS müssen 6 ECTS aus 5.1 sein und die restlichen 3 ECTS aus 5.2. In 5.2
gibt es aber überhaupt nur vier Veranstaltungen. Und diese vier
passen natürlich überhaupt gar nicht in meinen Stundenplan.
Dafür könnte ich die aus 5.1 gut unterbringen. Darf ich
aber nicht. Warum nicht? Wer entscheidet, was 5.1 und was 5.2 ist?
Die Einteilung erscheint mir vollkommen willkürlich. Erklären
kann es mir auch keiner. Warum darf ich nicht alle in 5.1 machen?
Hauptsache ist doch, dass ich meine 9 ECTS erworben habe (Und es ist
ja sowieso nicht so, als ob ich irgendetwas davon überhaupt
jemals in meinem späteren Beruf noch einmal brauchen würde...).
Auf Facebook beschwert sich eine
wütende Studentin: „Von wegen Elite-Uni! Die LMU wirbt mit
Vorteilen und Auswahlmöglichkeiten für die Studierenden –
dass ich nicht lache! Die sollten lieber mal dafür sorgen, dass
genug Seminarplätze zur Verfügung stehen.“
In meiner ersten Vorlesung sinkt
abgehetzt eine Studentin neben mir auf den Sitz: „Diese erste Woche
im Semester macht mich immer völlig fertig. Ich habe das Gefühl,
als würde uns die Uni nur Steine in den Weg legen.“